Lange haben wir hin und her überlegt, welches Gefährt das richtige für uns ist, wenn das Reisemobil nicht nur Urlaubsdomizil, sondern auch Langzeit-Zuhause sein soll. Fast ein Jahr lang haben wir online, in Zeitschriften und durch Beobachtung und Befragung recherchiert.
Die Idee war, einen Van zu finden, der kompakt in seinen Maßen ist, hohe Mobilität gewährleistet, einen komfortablen Innenraum auch bei längeren Regenphasen hat, ein autarkes Freistehen ermöglicht, das Bewohnen überall erlaubt, keine allzu große Umweltsünde und finanzierbar ist.
Gibt es das überhaupt?
Camper oder Caravan?
Wir waren sehr viele Jahre mit unserem kleinen, kompakten Caravan unterwegs - manchmal einige Monate. Wir genossen den Luxus einen Sitz-/ Essplatz zu haben, ein festes gemütliches Bett, ein kleines Badezimmer und eine voll ausgestattete Küche. Und das auf gerade einmal 8qm. Außerdem konnten wir vor Ort mit unserem PkW durchs Land fahren. Der einzige Haken: die Mobilität lässt zu wünschen übrig. Einer alleine ist immer auf andere angewiesen, um ihn zu platzieren, anzukuppeln oder durch enge Gassen zu manövrieren. Manche Ortschaften oder Buchten waren leider nicht mit dem Wohnwagen anzufahren. Also: Camper!
Wohnmobil oder Van?
Eigentlich war das gar keine Frage: ein Wohnmobil ist zu groß, zu behäbig, zu auffällig und zu teuer - auch im Unterhalt. Unser Ziel ist es, ein möglichst kleines Gefährt zu haben, weil wir es gerne klein und kompakt mögen - und es gewohnt sind, auf engstem Raum gut auszukommen. Die mehrwöchige gemeinsame Zeit bei ununterbrochenem strömenden Regen in Italien und Slovenien vor ein paar Jahren, die wir fast ausschließlich im Wohnwagen verbrachten, bleibt unvergessen. Positiv unvergessen! Also: Van.
Van oder MiniVan?
Es gibt so tolle, kreative Alltags-Auto-Ausbauer, dass die Verlockung schon sehr groß ist, einen MiniVan zu nehmen. Wendig, alltags- und stadttauglich und dennoch mit Küche, Bett und Stauraum ausgestattet - was will man mehr? Kurz gesagt: ein kleines bisschen mehr Platz, z.B. wollen wir innen auch stehen könnnen und nicht nur sitzen. Wir wollen das Bett nicht jeden Tag auf- und abbauen müssen. Wir wollen (bei Nacht oder Regen) nicht rausgehen müssen, um an alle Schränke zu kommen. Der VW Caddy Maxi Camper kam dem zwar schon sehr nahe. Aber: das Aufstelldach ist gerade mal 93 cm breit. Gut für einen alleine, für ein Paar zu schmal (selbst wenn es sich seeeeehr mag!). Also: kein MiniVan, sondern normaler Van.
Benziner oder Diesel?
Man scheint mit dem Diesel-Motor einen Sündenbock für alle Umweltprobleme gefunden zu haben und schreibt ihm nun das komplette Problem Feinstaub und Kohlenstoffdioxid-Belastung zu. Auch wenn hier viel Hysterie, politisches Kalkül und Schwarz-Weiß-Denken eine Rolle spielt, so kommt ein Diesel für mich nicht in Frage. Wir möchten so wenig umweltbelastend wie möglich unterwegs sein, und ein Diesel rangiert noch unter dem Benziner. Also: ein Benziner.
Mit oder ohne Bad?
Das eigene Bad haben wir im Caravan schon sehr genossen. Doch es ist keine unbedingte Voraussetzung. Geduscht haben wir da eh kein einziges Mal, nur die Toilette benutzt. Das tägliche Waschen geht in jedem Spülbecken, das muss nicht extra sein. Und die Reisenden im Bus haben uns im vertraulichen Gespräch ihre Pinkelflaschen gezeigt, so dass man nicht bei jedem Wetter und mitten in der Nacht ganz raus muss. Eine MiniCamping-Toilette für den Notfall kann man in jedem Auto bereitstellen. Also: ohne Bad.
Hochdach oder Hubdach/ Aufstelldach?
Nachdem ich immer wieder auch bei Kunden in die Tiefgarage fahren kann, ist eine maximale Höhe von 2m ideal. Auch bei der ein oder anderen Stadt ist das Parken im Parkhaus eine gute Möglichkeit, um sie dann bequem zu Fuß erkunden zu können. Dazu kommt, dass auf der Fahrt das eingeklappte Aufstelldach weniger Sprit kostet. Schont die Umwelt und den Geldbeutel. Also: Hubdach.
Mit Kochmöglichkeit oder ohne?
Das ist ganz schnell beantwortet: auf jeden Fall soll innen gekocht werden können. Kochen ist ein wichtiges Hobby von mir. Da wir ja nicht nur Schönwetter-Reisende sind, können wir nicht immer den Gasgrill draußen anwerfen. Der Herd soll zudem mindestens 2 Flammen haben, da wir oft zwei verschiedene Gerichte zubereiten: mein Partner ist überzeugter Fleischesser, ich überzeugte Veganerin. Dazu eine festinstallierte Kühlmöglichkeit für das Notwendigste, für längere Reisen kommt eine (auch gasbetriebene) Kühlbox hinzu.
Einfache oder aufwändige Camping-Ausstattung?
Das ist natürlich Definitions-Sache. Wir wollen es gerne so einfach und mechanisch wie möglich haben. Dennoch haben wir ein paar Ansprüche: Kochmöglichkeit (s.o.), Spül- bzw. Waschbecken, Möglichkeit innen zu stehen, festes Bett ohne auf- und abzubauen (durch Hubdach gewährleistet), Sitz- und Chill-Möglichkeit innen, drehbare Vordersitze um Platz zu sparen, Außensteckdose, zugänglicher und für minimale Ausstattung ausreichender Stauraum und Verdunkelungsmöglichkeit, um inkognito stehen zu können. Mehr nicht :-).
Mit unserer langjähriger Camping- und Caravan-Erfahrung sowie dieser Checkliste im Kopf begeben wir uns auf die endgültige Suche nach unserem passenden Van.
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