Man merkt am Umfang, dass ein dreiwöchiger Urlaub in diesem Zeitraum lag, in dem ich sehr viel gelesen habe. Meist in der Hängematte am Strand. Fast alle Bücher waren auf ihre Weise richtig feine Unterhaltung.
Interessant, dass bei meiner zwei Highlights das Thema Synästhesie ein Leitmotiv ist - aber auf sehr unterschiedliche Weise.
Hier sind die Bücher aufgelistet, die ich im Dezember, Januar und Februar gelesen habe.
Alina Bronsky: der Zopf meiner Großmutter.
Fassungsloses Lachen und immer wieder Kopfschütteln aufgrund der Protagonistin und Oma des Ich-Erzählers. Wie kann man nur so reden und handeln. Und zugleich zieht sie magisch an. Eine höchstungewöhnliche Person in einer ungewöhnlichen Geschichte. Auf kuriose Weise sehr unterhaltsam.
Taylor Jenkins Reid: die sieben Männer der Evelyn Hugo.
Hollywood und die Welt der Filmsternchen ist nicht gerade meine … dennoch habe ich es gelesen, vielleicht weil es ganz oben auf der Spiegel-Bestseller steht. Soviel Intrigen, Lügen, Machenschaften - anstrengend. Trotzdem ganz unterhaltsam.
Alina Bronsky: Barbara stirbt nicht.
Eine absurde Geschichte über ein älteres Ehepaar. Die Frau verlässt das Bett nicht mehr und bringt die Routine des Alltags durcheinander. Der Mann ist überfordert, sein Charakter unmöglich und eigentlich schlicht unakzeptabel. Auf fassungslose Weise unterhaltsam.
Daniela Dröscher: Lügen über meine Mutter.
Eine berührende und zugleich fast abstoßende Geschichte wie entwürdigend der Mann seine Frau behandelt, indem er sie permanent zum Abnehmen zwingt. Aus der Sicht der Tochter geschrieben.
Romy Fölck: Die Rückkehr der Kraniche.
Ich mag Familiengeschichten, daher gefiel mir auch diese: 3 Frauengenerationen kommen anlässlich der sterbenden Mutter/ Grossmutter im Elternhaus zusammen. Bei vier sehr speziellen Frauen, lassen alte Konflikte nicht auf dich warten.
William Kowalski: Das Leben brennt wie grüner Chilli.
Ein vergnügliches, bildstarkes und wohltuend poetisches Buch über einen jungen Mann, der in New Mexico nach seiner Mutter sucht. Grosser Lesespass.
Cecilia Ahern: die Farben meines Lebens.
Zuerst skeptisch, ob mir ein Buch über ein Mädchen / Frau mit der Gabe Zustände bei anderen als Farben zu sehen, gefallen würde. Und wie es das tat! Ein wunderbares Buch über Synästhesie.
Ann Patchett: das Holländerhaus.
Ein ungewöhnlicher Familienroman in dessen Mittelpunkt ein Geschwisterpaar steht, das durch die Stiefmutter im “Holländerhaus” durchgeschüttelt und zusammengeschweisst wird. Ein klassisches Motiv übertragen in der Moderne und mit überraschenden Wendungen.
Mohlin&Nystroem: der andere Sohn.
Ab und zu mag ich einen guten schwedischen Krimi lesen - und dieser gehört dazu. Gute Unterhaltung.
Chris Whitaker: von hier bis zum Anfang.
Eine sehr nahe gehende Geschichte voll schlimmer Verstrickungen unter denen v.a. ein junges Geschwisterpaar und respective das Mädchen Durchess leidet.
Doris Knecht: Die Nachricht.
Eine interessante, gut geschriebene Geschichte über eine Frau, die mit Nachrichten belästigt wird. Doch für mich steht nicht dieses Thema im Vordergrund, sondern der gut beobachtende Blick auf das alltägliche Leben.
Doris Knecht: Weg.
Die junge gerade erwachsene Tochter Charlotte verschwindet. Die von einander entfremdeten Eltern machen sich auf die Suche nach ihr. Ihr Weg führt sie nach Vietnam, dessen Beschreibungen sensationell sind - wie direkt aus meinem Kopf zu Papier gebracht. Auch dieser Roman ist eine kluge Beobachtung des Lebens.
Velma Wallis: Zwei alte Frauen - eine Legende von Verrat und Tapferkeit
Ein Märchen oder eine Novelle von dem Volksstamm der Gwich-in in Alaska ca. im 19. Jahrhundert, die zwei alte Frauen zurücklassen, um das Überleben des gesamten Stammes zu sichern. Es geht um Scham, Gram, Angst, Verzeihen, Verzweiflung, Mut, Weisheit und natürlich um Moral.
Joachim B. Schmidt: Kalmann
Es ist die heitere, gemächliche, besondere isländische Geschichte in deren Mittelpunkt der junge Mann Kalmann steht. Ihm wurde eine geistige Beeinträchtigung attestiert, dabei erlebt er die Welt einfach ein bisschen anders. Ein ungewöhnliches Ereignis wirft alles durcheinander. Ein ungewöhnlicher sehr vergnüglicher Roman.
Mariana Leky: Kummer aller Art.
Dass Kummer so vergnüglich sein kann, hätte ich gar nicht gedacht - da ärgert man sich fast, wenn man grad keinen hat. Skizzenbuch voll brillanter Beobachtungen.
Mareike Fallwickl: Dunkelgrün, fast schwarz.
Es geht um die toxische Freundschaft, bei der sich die Protagonisten Motz und Jo nicht von Raff nicht lösen können. Auch nach Jahren nicht. Sehr nahegehende Geschichte, sehr gut geschrieben - für mich die Entdeckung des Monats
Joachim B. Schmidt: in Küstennähe
Die Geschichte des Annäherns eines jungen und eines sehr alten Mannes, die von früher noch die ein oder andere Rechnung offen haben. Sie treffen im Altenheim auf Island aufeinander.
Haruki Murakami: Die Ermordung des Commendatore.
Nach ca. 15 Jahren endlich mal wieder ein Murakami. Wie bei seinen anderen Büchern vermag er eine gleichsam ganz gewöhnliche und völlig absurde Geschichte zu flechten - und ich finde sie ganz normal. // An genau dem Tag, an dem ich den grössten Teil des Buches las, hatte ich drei ungewöhnliche Begegnungen (in Thailand): auf einem Strandspaziergang stand plötzlich ein alter nackter Man mit wirrem langen grauen Haar vor mir, etwas später tauchte ein Hund mit einem ca. 40cm langem Hodensack auf und nachts krabbelte eine 10cm grosse Spinne über mich - und ich blieb erstaunlich ruhig. Wäre mir das alles auch passiert, hätte ich nicht gerade das Buch gelesen?
Ingrid Noll: Teatime
Wieder nostalgische Lesegefühle, denn viele Jahre machte ich Noll-Pause. Das Buch war ok, die Story vermochte mich nicht zu fesseln. Es plätscherte vor sich hin … ich war froh, dass es relativ dünn ist. Dennoch recht gute Unterhaltung.
Albert Camus: der Fremde
Ein eindrückliches Eintauchen in das heisse Algier. Camus zeichnet ein merkwürdig distanziertes Bild vom kindlich-emotionslos wirkenden Protagonisten und den dramatischen Ereignissen in Algerien, in die er verwickelt ist.
Ildiko von Kührty: Morgen kann kommen
Zu Beginn war ich total genervt vom bemüht munteren, humorvollen Schreibstil. Zum Glück brach ich nicht ab, denn es wurde von Kapitel zu Kapitel immer besser und interessanter. Schliesslich war es ein sehr vergnüglicher, berührender, auch schlauer und richtig guter Roman!
Michael Köhlmeier: Fränky.
Die Geschichte einer unheilvollen Beziehung zwischen dem jugendlichen Enkel und seinem gerade aus der Haft entlassenen Großvater. Mal was anderes.
Juli Zeh und Simon Urban: Zwischenwelten
Zu Beginn hat es mich an “Kalt gegen Nordwind” erinnert. Und ist doch ganz anders: ein whatsApp-Dialog zw. einem intellektuellen Journalisten und einer bodenständigen Genossenschafts-Bäuerin, in dem hoch-aktuelle Themen diskutiert werden. Juli Zehs Bücher sind für mich Aufs und Abs - dieses ist klar ein „Auf“.
T.C. Boyle: Hart auf hart
Eine üble Geschichte über verlorene Seelen, tickende Zeitbomben und viel Wut, Hass und Unverständnis für andere. Eintauchen in eine mir sehr fremde innere Welt - ein guter Boyle!
Max Frisch: Stiller.
Das Buch habe ich erstmals als 18-jährige in der Schule gelesen. In Erinnerung blieb mir nur, dass ich es gut fand. Das erstaunt mich aus heutiger Sicht. Denn es ist nicht wirklich spektakulär was den Protagonisten und die Story angeht - und dennoch habe ich es auch jetzt, 35 Jahre später, sehr genossen - vllt. aus anderen Gründen als damals.
Können alle bei "Buch7" bestellt werden.
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