Nicht ganz einen Monat bin ich wieder zurück in Deutschland und der Alltag hat mich natürlich wieder voll am Wickel. Was nicht schlecht ist, aber insofern anstrengend, als irre viel Arbeit da ist und ich zugleich von einer fiesen, nicht enden wollenden Erkältung heimgesucht wurde.
Gerade dann ist mir sehr wichtig, dass ich meine Auszeiten bekomme und v.a. freute ich mich, mein Jahresprojekt "Gehen. Schweigen. Schreiben" starten zu können.
Und das auf einem Mikrotrip - wieder einmal nach Tölz, weil nah und v.a. mit Möglichkeit des Flachwanderns, weil ich einfach noch nicht wirklich fit bin für die Berge.
Nix los trotz Start der Osterferien
Das lag v.a. daran, dass das Wetter echt bescheiden war. Unter 10 Grad, düster, grau und immer wieder Regen am ersten Tag. Der Stellplatz war fast leer.
Der Regen hörte dann aber auf und so genoß ich zwei wunderschöne, z.T. sogar sonnige Wanderungen. Die Isar immer an meiner Seite, beruhigend und wohltuend. Abends wiegte mich ein bisschen Sturm und das Fluss-Rauschen in den Schlaf.
Gehen. Schweigen. Schreiben.
Inspiriert durch das Buch von Bodo Jansen "Stille" wollte ich zwei Vorhaben umsetzen, die ich schon lange plante: Bewusst Stille genießen, aber nicht in einem Schweigekloster oder -hotel, sondern in der Natur. Und dabei das intuitive Schreiben ausprobieren. Das Gehen scheint mir perfekt als Übergang vom Außen zum ruhigen Innen.
Ziel ist es, im Laufe des Jahres die Stille-Zeiten auszuweiten und größere Freiräume für das Schreiben zu haben. Auch wenn ich gerne alleine bin, so bedeutet das noch lange nicht, dass ich Stille erlebe. Stille bedeutet für mich: keine Musik oder Hörbuch hören, keine E-Mails lesen, keine Nachrichten erhalten, keine Serie schauen, kein Social Media, kein Buch lesen ... sondern inneren Raum für mich auftun und ungezielt über dies und das nachdenken oder einen leeren Kopf genießen.
Es war mir klar, dass ich erstmal klein anfangen muss. So begann ich mit einem Tag ohne äußere Impulse außer das, was die Natur an visuellen und auditiven Eindrücken bietet. Was mir beim Bergwandern leicht gelingt, fällt mir beim flachen, relativ eintönigen Gehen tatsächlich schwer.
Nicht immer wieder aufs Handy schauen, nicht mit anderen zu kommunizieren ... war echt ungewohnt. Allzu oft juckte es mich in den Fingern mal kurz zu schauen, ob jemand geschrieben hat. Oder nicht gezielt über etwas nachzudenken, sondern die Gedanken schweifen und weniger werden zu lassen.
Aber es klappte immer besser. Nach 4 Stunden gehen, merkte ich, wie gut es tat und wie ich immer mehr runterkam. Tiefer als sonst. Das Gehen ist ohnehin ein absoluter Entstressor und das an der Isar entlang - einfach nur schön.
Zurück im Bus setzte ich mich an den Tisch und zog eines der Zettelchen, auf die ich vorher verschiedene Stichwörter geschrieben hatte. Ich wollte es nicht vor dem Wandern ziehen, damit sich meine Gedanken nicht gezielt damit beschäftigen.
Dann ließ ich meine Hände einfach das zu Papier bringen, was sie zu dem Stichwort "Fairness in meinem Leben" schreiben wollten. 2h ließ ich das Geschriebene liegen, ergänzte, korrigierte und strich das ein oder andere.
Danach riss ich die Seiten aus dem kleinen Büchlein und warf sie weg. Das ist Teil des Projektes. Dass nichts für die Ewigkeit, sondern alles nur für den Moment passiert.
Es war eine tolle erste Erfahrung. Das nächste Mal werde ich es ausweiten.
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